26.10.2018 - Lang, hoch, schwer - auf dem Weg nach Westerburg

Lang, hoch, schwer -  auf dem Weg nach Westerburg.

Wie vielfach berichtet, hat die Westerwaldbahn AG Ende Juli diesen Jahres den Güterverkehr eingestellt. Die Loks und Güterwagen haben ausgedient. Die modernen OnRail DH1004 Loks haben schnell einen Käufer gefunden, für die alten Jung-Maschinen ist aber die Zeit abgelaufen. Auch die arbeitslosen Schiebewandwagen suchen ein neues Betätigungsfeld.  Zwei dieser Waggons der Bauart Tbis 869 konnten von den Westerwälder Eisenbahnfreunden gekauft werden.  Als Zeitzeugen des letzten Güterverkehrs der Westerwaldbahn sollten sie im Erlebnisbahnhof  Westerburg der Nachwelt erhalten bleiben.  Der Kauf ging rasch über die Bühne, der Transport  ins Museum sollte sich aber schwieriger als zunächst angenommen gestalten. Eine Zuführung auf eigener Achse über die Schiene erwies sich als unkalkulierbar, zumal in Westerburg keine Gleisverbindung zum Museum besteht. Daher entschieden wir uns letztendlich für den Straßentransport. Nun fährt man einen fast  fünfzehn Meter langen Waggon nicht mal so eben von der Bindweide nach Westerburg. Es musste eine geeignete Spedition gefunden werde, die den Transport problemlos durchführen konnte. Dabei hatten die Westerwälder Eisenbahnfreunde natürlich auch die Kosten fest im Auge.

      

Mit der Spedition Kübler GmbH in Michelfeld/Kraichgau wurde ein Schwerlasttransporteur gefunden, für den der Transport unserer Waggons eher zu den kleinen Fischen zählt. Nachdem alle Genehmigungen erteilt, die Strecke erkundet und die Polizeibegleitung angefordert waren, konnte der Transport am 23. Oktober starten.

      

Zunächst musste auf der Bindweide die Kesselbrücke des Tiefladers verlängert werden. Dabei erwies sich unser Kranwagen als sehr hilfreich. Nachdem die Kesselbrücke präzise  über dem Gleis ausgerichtet war, konnte sie abgesenkt werden. Mit Muskelkraft wurde der Waggon in die Brücke geschoben, danach hydraulisch angehoben und schließlich verzurrt.

      

      

Am frühen Nachmittag stand die mehr als 30 Meter lange Fuhre abfahrbereit in der Zufahrt  des Omnibusdepots Bindweide. Der Start durfte allerdings erst um 22:00 Uhr mit Kübler-Begleitfahrzeug und Polizei-Begleitkommando erfolgen. Um kurz nach Mitternacht erreichte der Konvoi Westerburg und die Mannschaft konnte sich zur Nachtruhe begeben.

      

      

Am nächsten Morgen wurde es für die Eisenbahnfreunde spannend, galt es doch den Transporter rückwärts in den Lokschuppen zu fahren.  Der Fahrer ließ keine Zweifel an seinem Können aufkommen und schon konnte mit dem Entladen begonnen werden.

      

      

Nach ca. einer Stunde stand der Waggon wieder auf eigenen Rädern und konnte aus der Halle gefahren werden.

      

      

Was nun folgte war Routine, Kesselbrücke wieder an die Zugmaschine ankoppeln, Brücke anheben, abfahrbereit machen und das Gespann vom Gelände fahren. Dann hieß es wieder warten, bis es 22:00 Uhr wurde und damit der Weg zur Bindweide freigegeben wurde. 

Am Donnerstag wiederholte sich der Ladevorgang in oben beschriebener Weise mit dem zweiten Waggon.

      

           

Auch die zweite nächtliche Fahrt durch den Westerwald verlief ohne Zwischenfälle, sodass am Freitag pünktlich um 09:00 Uhr mit dem Entladen des zweiten Waggons begonnen werden konnte.

      

      

Bis 13:00 Uhr war auch der Tieflader wieder verkürzt und reisefertig und konnte sich auf den Weg in den Breisgau begeben. Die Westerwälder Eisenbahnfreunde waren sichtlich erleichtert, dass alles so reibungslos über die Bühne gegangen war und konnten sich nun den Restarbeiten widmen.

Zukünftig wird in einem der Waggons eine Ausstellung  „Eisenbahn im Westerwald“ gezeigt, der andere wird historisches Eisenbahnmaterial beherbergen.

Text: Andreas Böttger Fotos: Joachim Höhl, Wolfgang Steffen, Andreas Böttger